Emmaus-Nikopolis

Emmaus existierte als Dorf in Palästina bis 1967, ungefähr 30 km westlich von Jerusalem, an der Grenze zwischen den Bergen von Judäa und dem Tal von Ajalon, nicht weit entfernt von dort, wo die Straße von Jafo nach Jerusalem sich in zwei Teile spaltet: nach Norden durch Bet-Choron und nach Süden durch Kirjat Jearim. Wegen seiner strategischen Lage, spielte Emmaus in der Region zu gewissen Zeiten eine wichtige administrative, militärische und wirtschaftliche Rolle.

Das erste Mal findet man Emmaus in 1 Makkabäer 3-4, im Kontext des Krieges von Judas dem Makkabäer gegen die Griechen (im 2. Jh. v. Chr.) erwähnt. Siehe: Hasmonäische Epoche.

Die geographische Lage von Emmaus wird im Talmud Jerusalems, im Traktat Schewiit 9,2, beschrieben:

Rabbi Jochanan hat gesagt: Auch (in Judäa) gibt es Gebirgsland, Flachland und Tiefland. Von Bet-Choron bis Emmaus (אמאוס) ist Gebirgsland, von Emmaus bis Lud (Lydda) Flachland und von Lud bis ans Meer Tiefland.

Übersetzung: Strack & Billerbeck, Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud & Midrasch, München, 1924, 1989, Bd. II, S. 270, siehe den Originaltext hier.

Zwei römische Quellen bezeugen die Lage von Emmaus: Die Peutingersche Tafel, die zeigt, dass Emmaus ungefähr 19 Meilen im Westen von Jerusalem liegt, und die Geographia von Ptolemäus (siehe hier), der die Lage der Stadt ungefähr 20 Meilen weg von Jerusalem angibt. (Siehe hier den Artikel Emmaus von Louis Pirot in : Dictionnaire de la Bible, Supplément, Paris, 1934, Bd. 2, Kolumne 1054).

Emmaus (Amauante) auf der Peutingerschen Tafel, XVIIII (19) Meilen von Jerusalem (Hierusalem, Helya) entfernt, Weltkarte des Castorius genannt die Peutinger'sche Tafel, K. Miller, ed., Ravensburg, 1887-1888.

Fragment einer Karte, basierend auf Ptolemäus Geographie, in der Emmaus unter dem Namen „Emmaunta“ angezeigt wird. Im Jahr1482 von Lienhart Hol herausgegeben, Quelle: Boston Public Library

Der Name „Emmaus“ kommt höchstwahrscheinlich von dem hebräischen Wort „Chammat“ oder „Chamta“, was „heiße Quelle“ bedeutet. Unter diesem Namen ist Emmaus im Midrasch Suta zum Hohelied 6, 9 (Siehe: Die Epoche des Alten Testamentes ) und im Midrasch Rabba zum Klagelied 1,48 (Siehe: Die spätrömische Epoche) erwähnt. Dieser Name wurde wahrscheinlich während des 2. und 1. Jh. vor Chr. hellenisiert und findet sich in der alten jüdischen Literatur in den Formen: ‘Emmaus, Ammaum, ʾEmmaus, Emmaum, Maum, Amus, etc.: Άμμαούμ, Άμμαούς, Έμμαούμ, Έμμαούς, אמאוס, אמאום, עמאוס, עמאום, עמוס, מאום, אמהום.

Während der hasmonäischen Epoche wurde Emmaus zu einer dominierenden Siedlung im Bereich des Tales Ajalon und erreichte den Status eines regionalen Verwaltungszentrums (das Zentrum einer Toparchie). Während der spätrömischen und der byzantinischen Epoche wuchs der Status von Emmaus zu dem einer Stadt („polis“) und es wurde „Nikopolis“ genannt.

Seit Beginn des Christentums wurde Emmaus-Nikopolis als der Ort der Erscheinung Jesu nach seiner Auferstehung (Lk 24, 13-35) identifiziert. Siehe: Emmaus in der christlichen Tradition, sowie: Häufige Fragen über Emmaus, Fragen 1, 2, 4, 5, 6.

Nach der Ankunft der moslemischen Eroberer im 7. Jh. nach Chr., während der früharabischen Epoche, erhielt Emmaus wieder seinen ursprünglichen Namen, auf Arabisch: „Amwas, „Imwas“, aber verlor seine Bedeutung als Zentrum der Region.

Während der Epoche der Kreuzzüge begannen Christen die Erinnerung an die Erscheinung von Jesus Christus in Emmaus an anderen Orten des Heiligen Landes zu feiern: Abu-Gosch, Qubeibe, Bet-Ulma (Bet-Tulma) neben Moza (siehe: Häufig gestellte Fragen, Frage 7).

Heilige Mariam

Das arabische Dorf von Amwas wurde in moderner Zeit wieder als das biblische Emmaus und das römisch-byzantinische Nikopolis durch Wissenschaftler (E. Robinson, 1852; H.-V. Guérin, 1868; Ch. Clermont-Ganneau, 1874, 1881; J.-B. Guillemot, 1880-1888, L.-H. Vincent & F.-M. Abel, 1924-1930) identifiziert.

Die heilige Mariam vom gekreuzigten Jesus, eine lokale Heilige und Nonne des Karmelitinnenklosters von Betlehem, erhielt im Jahre 1878 eine Offenbarung, in der Jesus selbst Amwas als das Emmaus des Neuen Testamentes bezeichnete. Dank dieser Offenbarungen wurde der heilige Ort von Emmaus vom Karmelitinnenkloster seinen muslimischen Besitzern abgekauft (Siehe: Die osmanische Epoche).

Archäologische Ausgrabungen wurden ausgeführt und die Pilgerverkehr nach Emmaus-Nikopolis wurde wieder aufgenommen. (Siehe: Die Wiederentdeckung von Emmaus).

Das arabische Dorf von Amwas wurde 1967 während des 6-Tage Krieges völlig zerstört (Siehe: Die zeitgenössische Periode).

Seit 1993 hat die Kirche die archäologische Stätte von Emmaus der katholischen Gemeinschaft der Seligpreisungen, die am Ort lebt, anvertraut.