Emmaus-Nikopolis
Jesus erklärt uns die Schrift
Hl. Irenäus von Lyon, Gegen die Häresien, IV, 26, 1, geschrieben Ende des 2. Jh. n. Chr.
Wenn also jemand die Schriften aufmerksam liest, so wird er in ihnen das Wort von Christus und die Vorbilder des Neuen Bundes finden. [...] Der in den Schriften verborgene Schatz aber ist Christus, da er durch die Vorbilder und Gleichnisse dargestellt wurde. [...] Man lese also, wie gesagt, die Schriften, wie der Herr nach seiner Auferstehung von den Toten mit seinen Jüngern sich unterredete und ihnen aus den Schriften zeigte, daß „Christus leiden und in seine Herrlichkeit eingehen mußte, und daß in seinem Namen Vergebung der Sünden auf der ganzen Welt gepredigt werde“.
(übersetzt von E. Klebba. München, 1912.)
Jesus auf dem Weg nach Emmaus, Codex Egberti, 10. Jh., Stadtbibliothek Trier
Origenes, Predigt über Josua, 9, 8; 3 Jh. n. Chr.
Jesus liest uns das Gesetz vor, wenn Er uns die Geheimnisse des Gesetzes offenbart. Denn wir, die zur katholischen Kirche gehören, lehnen das Gesetz des Mose nicht ab, sondern nehmen es an, wenn Jesus Selbst es uns vorliest. Daher werden wir das Gesetz richtig verstehen können, wenn Jesus es uns vorliest, und wenn wir, während Er liest, Sein Urteil und Seine Sichtweise erfassen. Daher [...] sagten sie, „Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als Er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“ als Er „ausgehend von Mose und allen Propheten darlegte, was in der gesamten Schrift über Ihn geschrieben steht.“
( unsere Übersetzung aus: Sources chrétiennes 71, Paris, Cerf, 2000, S. 261 )
Hl. Bernhard, Meditation über das Leiden und die Auferstehung des Herrn, Kap. 12, 29-30 (Erste Hälfte des 12. Jh.)
So geh mit uns, Herr, dass wir weder betrübt sind noch trauern auf dem Weg, auf dem wir reisen. Es warst Du, Der einst vor den Kindern von Israel bei Tag als Wolkensäule und bei Nacht als Feuersäule ging, es war nach Deinen Befahlen, dass sie ihre Zelte aufstellten und abbrachen. Was ist die Wolke, die den wahren Israeliten vorangeht, wenn nicht Dein wirklicher und heiligster Leib, den wir am Altar empfangen. [...] Dies ist die Wolkensäule, die den Kindern von Israel bei Tag vorausging. Die Feuersäule, die bei Nacht scheint, ist der Heilige Geist, der sich über den Häuptern der Apostel als Feuerzungen zeigte. Er ist es, Der unsere Finsternis erleuchtet und Der uns erhebt, um zu kosten, nicht das was auf der Erde, sondern was im Himmel ist. Das sind die Wolke am Tag und die Fackel bei Nacht, weil Dein Fleisch für uns die Glut Deiner Göttlichkeit mildert, während der Heilige Geist die Finsternis unseres Sinnes erleuchtet. So riefen die zwei Jünger aus, als Du mit ihnen auf dem Weg sprachst und als eine Art unbekannter Wolke Dein Gesicht bedeckte: „Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als Er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“ Dies bedeutet, dass die Feuersäule sie von innen her wärmte, weil die Wolkensäule von außen zu ihnen sprach.
(unsere Übersetzung aus: https://www.bibliotheque-monastique.ch/bibliotheque/bibliotheque/saints/bernard/tome06/tome6007.htm#_Toc57819654)
Kloster Gračanica, Serbien, Fresko aus dem 14. Jh
Alexander Men, Der Menschensohn (1969), Kap. 21
Und Schritt für Schritt begann dieser geheimnisvolle Mann ihnen die Stellen in der Bibel zu erklären, wo vom Messias die Rede ist. Worüber sprach Er zu ihnen? Vielleicht über das Symbol des Lammes und Sein Blut, über den Stein, den die Bauleute verworfen haben, über die Trauer des Gerechten und Seine Erlösung, über den Neuen Bund, den Gott versprach, doch vor allem wahrscheinlich über die Prophezeiung aus dem Buch Jesaja, wo ein Gottesknecht beschrieben ist, der durch Leiden ging, um die Wunden der Welt zu heilen und zum „Licht der Völker“ zu werden. Es war, als fiele langsam ein Schleier von den Augen Kleopas‘ und seines Freundes. Die tragischen Ereignisse dieser Tage bekamen einen Sinn. Wenn dem so war, dann bedeutete der Tod Jesu nicht das Ende... Mit diesen Gedanken näherten sie sich Emmaus …
Übersetzung von Monika Schierhorn (Verlag Herder, 2006, S. 286)
Katechismus der katholischen Kirche, 601 (1992)
Dieser göttliche Plan, durch den gewaltsamen Tod des „Knechtes, des Gerechten“ (Jes 53, 11) Heil zu schaffen, war in der Schrift im Voraus angekündigt worden als ein Mysterium allumfassender Erlösung, das heißt eines Loskaufs, der die Menschen aus der Sklaverei der Sünde befreit. In einem Glaubensbekenntnis, von dem er sagt, er habe es „empfangen“ (1 Kor 15, 3), bekennt der hl. Paulus: „Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift“. Der Erlösungstod Jesu lässt insbesondere die Weissagung vom leidenden Gottesknecht in Erfüllung gehen. Jesus Selbst hat den Sinn Seines Lebens und Seines Todes im Licht dieser Worte vom Gottesknecht gedeutet. Nach Seiner Auferstehung gab Er diese Schriftdeutung den Emmausjüngern und sodann den Aposteln selbst (Lk 24, 25-27, 44-45).