Emmaus-Nikopolis
Epoche des Alten Testamentes (vor 167 v. Chr.)
Die Stadt Emmaus wird vor der Hasmonäerzeit weder in der Bibel noch in anderen alten Texten erwähnt. Eine wichtige Informationsquelle über die Geschichte des Ajalon-Tals vor der Ankunft der Stämme Israels im Gelobten Land findet sich in den Briefarchiven der Pharaonen Amenhotep III. und Amenhotep IV. (15.-14. Jh. v. Chr.), die in El-Amarna (Ägypten) entdeckt wurden. Diese Texte enthüllen die dominierende Rolle der Stadt Gezer in dieser Region und erwähnen auch die Stadt Ajalon. Gezer (Geser) und Ajalon werden ebenfalls in der Bibel erwähnt, ebenso wie das Dorf Schaalbim, das im nördlichen Teil des Ajalon-Tals liegt.
Die Bibel berichtet von einer wichtigen Schlacht zwischen den Hebräern und den Kanaanitern um 1200 v. Chr. kurz nach der Ankunft der Stämme Israels im Gelobten Land. Das israelitische Heer, angeführt von Josua, marschierte die ganze Nacht von Gilgal aus, um seinen Hiwitischen Verbündeten in der Stadt Gibeon zu helfen, die von fünf amoritischen Königen angegriffen wurde. Josua gewann die Schlacht bei Gibeon, verfolgte die Amoriter und fügte ihnen auf dem Weg nach Bet-Choron eine vernichtende Niederlage zu. Im Verlauf der Verfolgung erreichten die Israeliten das Tal von Ajalon (Buch Josua, Kap. 10):
Gemälde von Esteban March, 17. Jh.
Damals redete Josua zum Herrn, am Tage, da der Herr die Amoriter den Israeliten preisgab, und sprach vor den Augen Israels: „Sonne, bleib stehen über Gibeon und du, Mond, über dem Tal von Ajalon!“ Und die Sonne blieb stehen und der Mond stand still, bis das Volk an seinen Feinden Rache genommen hatte.
Josua 10, 10-13, Einheitsübersetzung 2016, siehe den hebräischen Text hier.
Josua teilte das gelobte Land zwischen den zwölf Stämmen von Israel auf, und das Gebiet, wo Emmaus heute liegt, wurde dem Stamm Dan gegeben:
Das siebte Los fiel auf den Stamm der Daniter und ihre Sippen. Das Gebiet ihres Erbbesitzes umfasste Zora, Eschtaol, Ir-Schemesch, Schaalbim, Ajalon, Jitla, Elon, Timna, Ekron, Elteke, Gibbeton, Baalat, Jehud, Bene-Berak, Gath-Rimmon, Me-Jarkon und Rakkon samt dem Gebiet gegenüber Jafo.
Josua 19, 40-46, Einheitsübersetzung 2016, siehe den hebräischen Text hier.
Die in diesem Text erwähnte Stadt Ir-Schemesch („Stadt der Sonne“) wurde von einigen Gelehrten als Emmaus identifiziert, wobei sie sich insbesondere auf eine der Septuaginta-Handschriften, den Codex Vaticanus, stützten, der Ir-Schemesch als „Polis Samaus“ wiedergibt, siehe den griechischen Text hier. Moderne Forscher teilen diese Ansicht nicht. (Siehe: Hadrian Reland, „Palestina ex monumentis veteribus illustrata“, Trajecti Batavorum (Utrecht), 1714, Bd. II, Seiten 656-657, siehe hier; Edward Robinson, „Researches in Palestine, Mount Sinai and Arabiae Petrae“, Bd.III, London, 1841, S.19, Fußnote 6, siehe hier); Vincent & Abel, „Emmaüs“, Paris, 1932, Seiten 285-286, 412-413, siehe hier.
Dem Stamm Dan gelang es nicht, das Tal von Ajalon zu erobern, da er auf die Allianz der kanaanitischen Städte Gezer und Gath traf. Dieses in den Texten von el-Amarna erwähnte Bündnis war laut dem Buch der Richter militärisch überlegen:
Die Amoriter drängten die Daniter ins Bergland ab, denn sie ließen sie nicht in die Ebene herabkommen.
Richter 1, 34, Einheitsübersetzung 2016
Infolgedessen zog ein großer Teil des Stammes Dan in den Norden des Landes, während der Stamm Efraim weiter versuchte, das Tal zu erobern:
Als Israel stark geworden war, zwang es die Kanaaniter zur Fron, aber sie hatten sie nicht vertrieben. Efraim vertrieb die Kanaaniter nicht, die in Geser wohnten. Darum blieben die Kanaaniter mitten unter ihnen in Geser wohnen... Es gelang den Amoritern, in Har-Heres, Ajalon und Schaalbim zu bleiben. Die Hand des Hauses Josef lag aber schwer auf ihnen und sie wurden Fronarbeiter.
Richter 1, 28-29, 35, Einheitsübersetzung 2016
In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts v. Chr. eroberten die Philister, die offenbar von den ägäischen Inseln stammten, die südliche Mittelmeerküste des Heiligen Landes. Archäologische Funde legen nahe, dass die Philister im späten 12. Jahrhundert v. Chr. nach Nordosten vordrangen und die Stadt Gezer unterwarfen. Die Versuche der Philister, weiter nach Osten und Norden vorzudringen, wurden von den Israeliten bekämpft, die versuchten, ihre Eroberungen nach Südwesten bis zur Ebene von Schefela auszudehnen. Es kam zu Kämpfen in den Gebieten von Efraim, Benjamin und Juda. Mitte des 11. Jahrhunderts v. Chr. gelang es den Philistern nach der Niederlage der ihrem Sieg über die Israeliten in der Schlacht von Aphek (1. Samuel 4, 1-2), die Kontrolle über die Bergregion des Stammes Benjamin zu erlangen.
In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts v. Chr. wurde die israelitische Monarchie errichtet und König Saul unternahm erhebliche Anstrengungen, um die Angriffe der Philister abzuwehren. Sauls erste große Schlacht gegen die Philister fand um 1025 v. Chr. bei Michmas statt (siehe: 1. Samuel 13-14). Den Israeliten gelang es, die Philister von den Bergen in die Ebene von Schefela zu vertreiben. Sie verfolgten die Philister bis in das Tal von Ajalon:
Und der Herr rettete an jenem Tag Israel. Der Kampf hatte sich bis Bet-Awen ausgedehnt... Die Israeliten schlugen an diesem Tag die Philister zwischen Michmas und Ajalon.
1. Samuel 14, 23.31a, Einheitsübersetzung 2016
Das Reich Sauls umfasste wahrscheinlich die Stadt Ajalon und den angrenzenden Teil des Tals, während Gezer in der Hand der Philister blieb. Ein Beweis für die israelitische Präsenz im Ajalon-Tal zu dieser Zeit ist die Tatsache, dass Eljachba aus Schaalbon (Schaalbim), in der Liste der tapferen Männer Davids in 2 Samuel 23,32 erwähnt wird (vgl. 1 Chron 11,33). Während der gesamten Regierungszeit Davids (ca. 1000 bis 967 v. Chr.) war das Tal von Ajalon weiterhin zwischen Israel und den Philistern aufgeteilt:
David tat, was der Herr ihm befohlen hatte, und er schlug die Philister von Geba bis dort, wo es nach Geser geht.
2. Samuel 5,25, Einheitsübersetzung 2016
Erst während der Regierungszeit Salomos (ca. 965 v. Chr.) kam die Stadt Gezer unter israelitische Kontrolle als Ergebnis eines Militärbündnisses zwischen Israel und Ägypten, das durch Salomos Heirat mit einer ägyptischen Prinzessin besiegelt wurde:
Der Pharao, der König von Ägypten, war nämlich heraufgezogen, hatte Geser erobert und eingeäschert, die Kanaaniter, die darin wohnten, getötet und die Stadt als Brautgeschenk seiner Tochter, der Frau Salomos, gegeben.
1. Könige 9, 16, Einheitsübersetzung 2016
Salomo baute die Stadt Gezer wieder auf und machte sie zu einer der wichtigsten Festungen seines Königreichs (1. Könige 9,17), um sie als vorgeschobene Bastion gegen die Philister zu nutzen. Nach Salomos Tod wurde das Tal von Ajalon Teil des Königreichs Juda.
Nach der Rückkehr der Juden aus dem babylonischen Exil (Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr.) wurde das Ajalon-Tal in die persische Provinz Judäa (Jehud Medinata) eingegliedert.
Vor dieser Zeit führte die einzige Straße, die Jaffa mit Jerusalem verband, durch Beth-Choron, am nördlichen Rand des Ajalon-Tals entlang. In persischer Zeit entstand eine weitere Straße, die das Tal in der Nähe von Emmaus durchquerte (siehe: M. Fischer, B. Isaac, I. Roll, „Roman Roads in Judaea II“, Oxford, 1996, S. 326 ff).
Zu Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. gliederten die seleukidischen Herrscher die Stadt Gezer in die Provinz Idumäa ein, und die Region Emmaus befand sich am westlichen Rand der Provinz Judäa. Die hellenistischen Behörden ergriffen zahlreiche Maßnahmen, um die Sicherheit der Reisenden auf der Straße zwischen Emmaus und Jerusalem zu gewährleisten. Aus dieser Zeit (frühes 2. Jahrhundert v. Chr.) stammen die ersten archäologischen Spuren eines befestigten Dorfes Emmaus, die auf dem Hügel von al-Aqed in Park Canada (Ayalon) entdeckt wurden, siehe hier: H. Hizmi, M. Haber, E. Aharonovich, „From the Maccabees to Bar Kokhba: Evidence of Fortification and Revolt at Khirbet el-'Aqd. The Results of the Renewed 2012 Excavations“, in: „New Studies in the Archaeology of Jerusalem and its Region“, Bd. VII, 2013, S. 6-24.